Text: Peter Houfouet
Nach fünf sommerlichen Wochen […] in meiner Wohnung
wenn die Wirklichkeit zu nichts gerinnt
Nach fünf sommerlichen Wochen […] in meiner Wohnung
kümmern mich nicht mehr / Nase und Gehör
ich nehm die Nachbarn, wie sie eben sind
von gegenüber Eintopf Marke Kohl
von dem ich mich nach Tagen erst erhol
nachts vor der Kneipe fünfzig Gäste stehen
die wollen quasseln, lachen und nie (heimwärts) gehen
Bobbycars rumpeln morgens über mir
mittags dann noch Etüden für Klavier
und warum hört der Mann im ersten Stock
laut bis zum Anschlag ausgerechnet Kuschelrock?
Nach fünf sommerlichen Wochen […]
vom Hinterhof her quellen Küchenschwaden
künden von Stockfisch, Fritten und Doraden
im Nachbarhaus ein Chor von Christen probt
der Gott in höchsten Tönen preist und lobt
schräg über mir rollen Flaschen über Dielen
ich höre Würgen, Brechen und dann Spülen
nachts um halb eins von rechts Geschlechtsverkehr
von dem leider immer nur die Dame hör
Nach fünf sommerlichen Wochen t o t in meiner Wohnung
wenn die Wirklichkeit zu nichts gerinnt
nach fünf brütend schwülen Wochen tot in meiner Wohnung
kümmern mich nicht mehr / Nase und Gehör
ich nehm die Nachbarn, wie sie eben sind
Nase und Gehör / stören mich nie mehr
ach, wenn’s schon immer so gewesen wär!
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